Tierarztpraxis Kömpel

Wildtier als Fundtier

Hier wollen wir Ihnen einige Wildfundtiere vorstellen, die wir in unserer Praxis behandelt/gepflegt haben

Der Igel

Der kleine Igel wurde uns letzten Herbst gebracht, weil er nicht von alleine fressen wollte und die Finder mit seiner Pflege überfordert waren. Nachdem er zwei Tage lang mit Flüssignahrung aus einer Spritze gefüttert worden war, lernte er schnell die eigenständige Futteraufnahme. Anfang Januar hatte er genügend Gewicht zugenommen, um zum Winterschlaf angesetzt zu werden. Irgendwann im April hat er sich dann selbst aus seinem Winterschlafquartier befreit und ist in unserem Garten verschwunden.
Bitte denken Sie daran: IGEL STEHEN UNTER NATURSCHUTZ !!
Sie dürfen nur aufgenommen werden, wenn sie krank oder hilfsbedürftig sind und müssen dann so schnell wie möglich wieder in die Natur entlassen werden. In folgenden Fällen dürfen Igel aufgenommen werden:

  • Ganzjährig: offensichtlich kranke oder verletzte Igel (z.B. Igel, die am Tag gefunden werden und sich nicht einrollen; angefahrene oder gebissene Igel, in Lichtschächte gefallene Igel etc.).Solche Igel sollten schnellstmöglich beim Tierarzt vorgestellt werden !
  • Ab Sommer: Igelsäuglinge unter 150 g Körpergewicht, wenn das Muttertier tot ist oder sich nach Beobachtung während eines Tages ergibt, daß die Säuglinge nicht mehr versorgt werden ( Mutter geht manchmal auf Nahrungssuche) Vorsicht: manch Igelbabys unternehmen schon ab 125 g selbstständige Ausflüge und finden allein oder mit Mutters Hilfe ins Nest zurück.
  • Ab Anfang November: Igel unter 500 g in den Mittelgebirgen
  • Ab Mitte November : Igel unter 500 g im Flachland
  • Ab Wintereinbruch: Igel unter 600 g, die noch nicht im Winterschlaf sind

Falls Sie einen Igel aufnehmen müssen, erkundigen Sie sich beim Tierarzt über die richtige Haltung und Ernährung, denn dies ist nicht unbedingt so einfach. Fast immer müssen die Igel gegen innere und äußere Parasiten behandelt werden. Verabreichen Sie aber niemals einem geschwächten oder unterkühlten Igel auf eigene Faust ein Parasitenmittel, das könnte ihn umbringen !!

Ernährung von gesunden Igeln ab ca. 125 bis 150 g Gewicht:
  • täglich frisches Wasser, niemals Milch !!
  • Füttern jeden Abend nach Einbruch der Dämmerung
  • die Nahrung sollte möglichst abwechslungsreich sein, gut vertragen werden Hunde-oder Katzendosenfutter, vermischt mit Igeltrockenfutter, gekochte Hühnerflügel, Hühnerfleisch (ungewürzt gekocht) mit gekochten Möhren, Rührei, wenige Mehlwürmer, kleine Stückchen Obst (Birne, Banane), gebratenes Rindergehacktes
  • täglich eine Messerspitze Vitakalk
Was Sie NIEMALS FÜTTERN sollten
  • Milch, rohe Innereien, rohes Fleisch, Schweinefleisch, rohe Eier, Speisereste, Gewürze und Zucker
  • Dosenfutter oder Trockenfutter wochenlang ohne Abwechslung
  • zu heißes oder kühlschrankkaltes Futter
Die Menge der Nahrung:
Ca. 2 Eßlöffel, der Igel sollte etwa 70 g pro Woche zunehmen. Zu schnelles Zunehmen ist zu vermeiden, da die Igel große Mengen Fett speichern können, aber bei zu schneller Kalorienaufnahme eine Fettleber bekommen. Igel in menschlicher Obhut sollten auf keinen Fall über 1000 g wiegen !!

Die Meise

Im Frühjahr wurde uns eine kleine Kohlmeise gebracht. Sie war von einem Kind gefunden worden und wohl aus dem Nest gefallen, da sie erst wenig befiedert war. Leider war die Lage des Nestes nicht bekannt, sonst hätte man versuchen können, den Jungvogel wieder ins Nest zu setzen.

Bitte beachten Sie: Die Jungvogelaufzucht ist sehr schwierig. Deshalb sollte man nur im äußersten Notfall einen Jungvogel mit nach Hause nehmen. Ist ein Jungvogel aus dem Nest gefallen und das Nest bekannt, ist es am besten, den Vogel wieder ins Nest zurückzusetzen. Vogeleltern orientieren sich nicht am Geruch und nehmen auch solche Vogelkinder wieder an.

Ältere Jungvögel verlassen in der sogenannten BETTELFLUGPHASE das Nest, ohne schon richtig selbstständig zu sein. Sie sind dann schon so weit befiedert, daß sie herumflattern können, aber sie werden noch von ihren Eltern gefüttert und müssen ihre Flugkünste erst vervollkommnen. Solche Vögel werden leider besonders oft fälschlicherweise von wohlmeinenden Menschen mitgenommen. Natürlich werden Jungvögel in der Bettelflugperiode häufiger das Opfer von Raubtieren als ältere Vögel, aber deshalb dürfen wir sie nicht einfach der Natur entnehmen ( ist sogar per Gesetz verboten!). Wenn also ein Jungvogel schon einigermaßen gut flattern kann und nach Futter bettelnd herumhopst, sollte man ihn erst längere Zeit aus der Ferne beobachten ( mind. einen halben Tag) um zu sehen, ob seine Eltern ihn noch füttern. Gehen Sie nicht zu nahe heran, sonst verhindern Sie den Anflug der Eltern. Natürlich kann es auch schonmal vorkommen, daß die Eltern eines Jungvogels zu Tode gekommen sind. Dann darf man ihn aufnehmen und großziehen, muß ihn aber später wieder auswildern, was auch meist schwierig ist. Versuchen Sie niemals, einen Jungvogel aufzuziehen, ohne sich vorher sachkundig zu machen!!

Genauere Information über junge Vögel und die Jungvogelaufzucht erhalten Sie unter www.Wildvogelhilfe.org

„Unsere Kohlmeise musste in den ersten zwei Wochen von morgens 6 Uhr bis abends gegen 9 Uhr etwa stündlich gefüttert werden, hauptsächlich mit Heimchen. Als die Meise dann flügge wurde und nicht mehr in ihrem Nest bleiben wollte, kam sie in eine Außenvoliere und mußte erstmal lernen, selbst zu fressen. Das dauerte ziemlich lange; auch als sie schon aus ihrem Napf fressen konnte, bettelte sie immer weiter und wollte lieber gefüttert werden. Später öffneten wir dann die Voliere und die Meise konnte die ersten Freiflüge unternehmen. Einige Tage kam sie dann noch zur Voliere, um zu fressen; schließlich blieb sie ganz fort. Wir hoffen, daß sie es geschafft hat, selbstständig zu werden.

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